E i n    n e u e s   Z u h a u s e 

 

 

 

 

 

 

Der erste Tag mit Ihrem Welpen ist der schwierigste.

 

Wichtig ist es Fehler zu vermeiden, dies beginnt schon bei der Fahrt nach Hause. Der Platz des Welpen im Wagen ist auf dem Arm Ihres Beifahrers oder in einem kleinen Korb, der auf dem Schoß des Beifahrers steht. Auf keinen Fall darf der kleine Hund in den Kofferraum eines Kombis oder in eine geschlossene Transportbox „verfrachtet“ werden.

Die erste Autofahrt ist entscheidend und bewahrt Ihren Hund davor durch Sabbern oder Spuken auf das für ihn unangenehm gewordenen Auto zu reagieren.

Ein Anhalten auf einer Raststätte ist nur bei langen Autofahrten sinnvoll. Besser ist es, wenn der Welpe sein Geschäft noch vor Beginn der Fahrt erledigt.

  

Zuhause angekommen lassen Sie ihn den Garten erkunden mit der Hoffnung, dass er einen geeigneten Platz für seine Bedürfnisse findet.

Bei Winterwürfen erfragen Sie beim Züchter, wo die Welpen ihr Geschäft verrichtet haben und legen Sie eventuell ein Stück Zeitung oder etwas Einstreu, das Ihnen der Züchter mitgegeben hat, an eine geeignete Stelle im Garten. Anschließend lassen Sie ihn sich ausreichend in seinem neuen Zuhause umsehen.

Ist dies geschehen, kommt die erste Mahlzeit. Der Züchter hat Ihnen bestimmt einen Futterplan und ausreichend Futter für die ersten Tage mitgegeben.

Machen Sie nach dem Fressen einen kleinen Spaziergang nach draußen, den restlichen ersten Tag gestaltet der Welpen sowieso selbst.

Bitte beachten Sie, dass Ihr kleiner Hund zwar geimpft ist, der Impfschutz aber erst durch die Auffrischung nach ca. 4 Wochen komplett ist. Meiden Sie in dieser Zeit öffentliche Plätze und Hundespielplätze.

Die erste Nacht ist bestimmt die schwierigste, sie werden wenig Schlaf haben.

Entweder Sie bringen den Welpen in der Küche unter oder Sie nehmen ihn mit ins Schlafzimmer. Im ersten Fall lassen Sie leise das Radio an, im zweiten Fall stellen Sie eine Box oder einen großen Karton neben Ihr Bett.

Die letzte Variante ermöglicht es Ihnen vielleicht sogar etwas Schlaf zu finden.

 

Auch wenn die ersten Tage anstrengend sind, muss Ihnen bewusst sein, dass der Hund zu Ihnen ins Haus gehört und auf keinen Fall in einen Zwinger.

Zwingerhaltung ist schon deshalb verwerflich, weil dem Hund die menschliche Ansprache fehlt, die er als Rudeltier so dringend benötigt.

Darüber wird Sie Ihr Züchter auch aufgeklärt haben. Seriöse Züchter geben keinen Hund zur Zwingerhaltung ab. Um Ihren Welpen schnell sauber zu bekommen, brauchen Sie Zeit. Die Ansätze zur Stubenreinheit hat Ihr Welpe schon in der „Welpenstube“ gelernt. Er zeigt Ihnen deutlich durch sein Verhalten, dass er „muss“: Er dreht sich im Kreis und läuft aufgeregt hin und her. Nicht nur jetzt, sondern auch nach Spielphasen und kurz nach dem Aufwachen ist es sinnvoll schnell zu reagieren, den Welpen auf den Arm nehmen und nach draußen bringen – am besten an eine Stelle, an der er sich bereits gelöst hat.

Viel Lob – mit freundlicher Stimme – sollte eine erfolgreiche Verrichtung begleiten und damit ein Fehlverhalten verhindern.

Beobachten Sie ihn also und bringen Sie ihn bei den ersten Anzeichen von Unruhe nach draußen. Nach den Mahlzeiten sollte er immer in Garten gebracht werden.

Passiert es trotzdem, dass Ihre Wohnung in Mitleidenschaft gezogen wird, zeigen Sie dem Kleinen ruhig, dass Sie über das Geschehene wenig erfreut sind.


Um Situationen zu vermeiden, die nicht erwünscht sind, wird ein deutliches, lautes „Nein“ als Befehl gegeben. Martialische Strafen machen Ihren Hund nur ängstlich. Übersprühen Sie die gereinigte Stelle mit einem Duftstoff, damit der Hund nicht in Versuchung kommt den gleichen Ort nochmals aufzusuchen.

Bitte überanstrengen Sie Ihren Welpen nicht durch stundenlange Spaziergänge. Bedenken Sie, dass Ihr Weg auch einen Rückweg hat.

Ausreichende Bewegung ist für einen jungen Hund wichtig, zu viel Bewegung schadet seinen Hüftgelenken.

Heute sind Welpenspielgruppen in Mode gekommen. Sie haben den Vorteil, dass der Welpe, der aus seinem Rudel herausgerissen wurde, hier soziale Kontakte pflegen kann.

Langes Toben aber schadet seiner Entwicklung. Achten Sie bitte, dass Ihr Kleiner beim Spielen nicht von viel größeren oder schwereren Hunden bedrängt und zu Boden gedrückt wird. Auch das ist für die Entwicklung seines Knochenbaus nicht förderlich.   

 

G e s u n d h e i t 

 

Unsere Setter sind robuste Hunde und im Normalfall braucht man sich um ihre Gesundheit keine Gedanken machen. Anzeichen von Krankheit wären eine trockene, heiße Nase, erhöhte Körpertemperatur (ab 38,5 °C). Mit einem etwas eingefetteten Fieberthermometer lässt sich die Temperatur rektal schnell feststellen.

Besonders bei Welpen ist eine erhöhte Körpertemperatur gefährlich, da sie zur Nahrungsverweigerung und zur reduzierten Aufnahme von Flüssigkeit führt. Ihr Welpe läuft Gefahr „auszutrocknen“. Ein Gang zum Tierarzt ist unerlässlich.

Bei leichten Durchfällen hilft eine Kur mit Karotten, Reis und wenig magerem, gekochten Fleisch. Bei anhaltendem Durchfall ist der Tierarzt zu konsultieren.

Fell- und Ohrenpflege sollten regelmäßig erfolgen. Bitte achten Sie darauf, dass der Hund von Frühjahr bis Herbst vor Zecken geschützt ist, die passenden Mittel sprechen Sie mit dem Tierarzt ab. Zecken sind Krankheitsüberträger von Borreliose und Frühjahrshirnhautentzündung, beides Erkrankungen, die auch für den Menschen gefährlich sind. Verletzungen müssen immer behandelt werden, da sie zu bösen Infektionen führen können. Auch hier hilft der Rat des Tierarztes weiter.

Bitte vergessen Sie nicht, den Hund regelmäßig zu entwurmen, das schützt Sie und Ihrem Hausgenossen vor Parasiten.

 

E r n ä h r u n g

 

Die ersten zwei bis drei Lebensmonate erhält Ihr Welpe drei Mal täglich seine Futterration. Richten Sie sich bei der Fütterung nach dem Futterplan, den Sie vom Züchter erhalten haben.

Als Futterergänzungsmittel haben sich in der Wachstumsphase Gelenkaufbau- und Kalziumpräparate bewährt. Die in den Aufbaupräparaten enthaltenen Glukosamine fördern die Einlagerung von Kalzium und Phosphat  in die Knorpelmasse und sorgen für die Stabilität des Knochens während des Wachstums. Achten Sie darauf, dass Ihr Welpe nach der Fütterung ins Freie gelangen kann, er wird sich kurz nach dem Fressen lösen wollen. Achten Sie darauf, dass Ihr Welpe nach der Fütterung ins Freie gelangen kann, er wird sich kurz nach dem Fressen lösen wollen.

Danach folgt eine Ruhephase. Diese ist für junge Hunde wichtig, es gibt nichts Schlimmeres als einen hektischen Setter! Und die schnell wachsenden Knochen der Extremitäten benötigen diese Ruhe ebenfalls.


Danach folgt eine Ruhephase. Diese ist für junge Hunde wichtig, es gibt nichts Schlimmeres als einen hektischen Setter! Und die schnell wachsenden Knochen der Extremitäten benötigen diese Ruhe ebenfalls.

Sollte Ihr Hund einmal etwas Falsches gefressen haben und Verdauungsprobleme zeigen, geben Sie ihm als Mahlzeit gekochten Reis (breiig) mit Karotten vermischt. Als Getränk reichen Sie ihm einen ganz leichten Schwarztee; Sie werden merken, dass sich der kleine Magen ganz schnell wieder beruhigt.

Halten diese Probleme länger als einen tag an oder zeigt Ihr Hund deutliche Merkmale einer Erkrankung (wenig durchblutete Schleimhäute, Verweigerung der Wasser- und Nahrungsaufnahme, Apathie), suchen Sie bitte einen Tierarzt auf.

  

  

P s y c h e   d e s   H u n d e s

 

Die Erziehung eines jungen Hundes ist für einen so genannten Erstbesitzer nicht immer leicht. Zu viel kann daneben gehen. Unsicherheiten in den Entscheidungen, was richtig oder falsch ist, sind nur zu verständlich.

Deshalb wurde dieser kleine Leitfaden erstellt um Ihnen die ersten Monate mit Ihrem Irish Setter Welpen zu erleichtern.

Lassen Sie sich nicht von der noch immer weit verbreiteten Meinung, ein Hund sei erst ab sechs oder  nach zwölf Monaten im erziehungsfähigen Alter, beeinflussen.

 

Spätestens jetzt müssen Sie verstehen und akzeptieren, dass Sie einen Jagdhund an der Leine führen, der Ihnen im Laufe seines Lebens noch einige Schwierigkeiten bereiten kann.

Er ist lauffreudig und ausdauernd, hat viel Temperament und verfügt über besondere Anlagen und Eigenschaften, die ihn befähigen über weite Strecken Wild zu riechen und auch zu stellen. Das macht die Erziehung eines Irish Setters nicht einfach und unterscheidet ihn auch von vielen anderen Hunderassen, in deren Adern kein Jagdhundeblut fließt.

 

Es gibt nur eine Alternative:

 

Sie bilden Ihren Hund aus oder er fristet ein Dasein an der Leine und vegetiert dahin. Die brutale und erschreckende Alternative besteht darin, dass er überfahren oder erschossen wird.

Die Freiheit und das Glück eines Setters wird im Wesentlichen durch die Gründlichkeit seiner Ausbildung bestimmt. Sie werden sicher ein Jahr benötigen um Ihren Hund zu kennen, zu verstehen, seine Reaktionen und sein Verhalten richtig zu deuten. Dabei muss nicht nur der Hund lernen. Lernen Sie zusammen mit Ihrem Hund. Er ist ein temperamentvolles, kleines Lebewesen, auf das Sie sich einstellen müssen.

Natürlich gilt auch das Umgekehrte: Ihr Hund muss sich auch auf Sie einstellen, er darf nicht zum Tyrannen werden, der Ihr ganzes Leben durcheinander bringt.

 

Zu einer Ausbildung gehört viel Liebe und Verständnis, aber auch Durchsetzungsvermögen, Konsequenz und Ausgeglichenheit in jeder Beziehung.

 

Einmal ausgesprochene  „NEIN’s“ werden für immer beibehalten. Damit Sie Ihren Hund besser verstehen, möchten wir Ihnen einige wesentliche Punkte vorstellen, die Sie unbedingt beachten und die Ihnen ständig vor Augen sein müssen. 


Der Hund kann Sie nicht verstehen, er spricht eine andere Sprache als wir.  

Wir müssen ihm also deutlich verständlich machen, was wir von ihm erwarten. 


 

Das Hauptsinnesorgan des Hundes, die Nase nimmt unterschiedliche Witterung jeglicher Art auf und ist unter Anderem in der Lage aus einem mit Stallmist gedüngtem Feld noch die Witterung eines Hasen oder Fasans heraus zu filtern. Der Hund hört sehr gut, sieht aber relativ schlecht gemessen an dem Leistungsvermögen der anderen Sinnesorgane.

Da Geruchs- und Geschmackssinn eng miteinander verbunden sind, sind diese ebenfalls  sehr stark ausgeprägt.

Bleibt noch das Fühlen, das für die Grundausbildung von großer Bedeutung ist. Dies zeigt ein praktisches Beispiel, das das Zusammenwirken der verschiedenen Sinnesorgane bei der Ausbildung veranschaulichen soll: 

Stellen Sie sich bitte vor, Sie möchten Ihrem Hund beibringen ins Auto zu springen. Der übliche und allen bekannte Befehl hierzu lautet „Hopp“.

 

Wie reagiert Ihr Hund?   M i t   V e r s t ä n d n i s l o s i g k e i t !  

 

Ich habe bereits vorher erwähnt, er spricht nicht unsere Sprache. Sie können diesen Befehl noch oft verzweifelt wiederholen, er wird ihn nicht verstehen und folglich auch nicht ausführen.

Versuchen wir es jedoch über die Ansprache mehrerer Sinne, haben wir bestimmt mehr Erfolg: Der Hund hört den Befehl „Hopp“ und sieht das Klopfen der Hand auf den Rücksitz. Dies erzeugt Aufmerksamkeit und Interesse. Mit unseren Händen helfen wir ihm den Rücksitz zu erklettern. Diese Anleitung gibt ihm auch das Gefühl der Sicherheit. Und nun muss noch etwas Besonderes geschehen:

Der Hund hat eine Leistung vollbracht, die belohnt werden muss – er bekommt sein Leckerchen. Damit sprechen wir  diesmal seinen Geschmacks- und Geruchssinn an.

Natürlich können Sie nicht erwarten, dass er nach wenigen Wiederholungen schon alles perfekt beherrscht. Der Lernprozess dauert seine Zeit. Deshalb wiederholen Sie den Vorgang so lange, bis Sie merken, dass der Hund „verstanden“ hat. Danach reicht der Befehl „Hopp“ oder das Klopfen mit der Hand und der Hund wird den Befehl ausführen. Er hat zwei unterschiedliche Befehlszeichen kennen gelernt und wird in Zukunft auch darauf reagieren. 

 

M o t i v a t i o n   i m   U m g a n g   m i t   H u n d e n

In der Hundeausbildung ist neben der altersgerechten Ausbildung die positive Motivation (durch Belohnung) gleichermaßen wichtig. Wie kann man einen Hund motivieren? Ein Hund ist ein hoch soziales Lebewesen und spezialisierter Jäger. Mit Nahrung, Ersatzjagdspiele und Sozialkontakt lassen sich unsere Hunde leicht motivieren. Bei der Motivation durch Belohnung stehen Ihnen vier Möglichkeiten der Motivation zur Verfügung, die zur positiven Verstärkung dienen: 

    eine freundliche Stimme,  Streicheleinheiten  Leckerchen,  Spielen.  



 

Ein verbal angefeuerter Hund arbeitet mit großer Begeisterung.  Herr und Hund sind ein Gespann geworden, das zusammen arbeitet. Dieses Zusammenspiel ist bewundernswert.

Unsere Hunde reagieren auch auf Demotivation  wie Schmerz (z.B. Ruck an der Leine für „Fuß gehen“ oder Lefzendruck beim Apportieren). Der Hund zeigt diesmal wenig Leistungsbereitschaft, er wird ängstlich und scheu. Das besonders Negative dabei ist, dass der Hund dies alles mit seinem Besitzer verknüpft. Eine gute Bindung zwischen Mensch und Hund kann so nicht entstehen. Eine enge Bindung entsteht nur durch Vertrauen zueinander. Das Vertrauen bekommt man, wenn man seinen Hund über positive Motivation trainiert.  

Nun wird die Leistung Ihres Hundes beim täglichen Training oft unterschiedlich ausfallen.


Alle Fehler, die ein Hund macht, sind in erster Linie Fehler seines Ausbilders.

 

Er lernt also auch negativ, das heißt, er lernt auch Dinge, die er eigentlich nicht lernen sollte. Hier ein Beispiel für diese negative Verstärkung:

Zwei Riesenschnauzer stehen stundenlang auf dem Balkon und bellen. Die ewige Kläfferei wird von den Besitzerinnen mit Streicheln und Küsschen auf die Ohren „abgestellt“. Das Spiel wiederholt sich fast jeden Tag, wenn es nicht von beiden Seiten korrigiert wird.

Manchmal reicht ein energisches Schimpfen, manchmal muss man aber auch zu deutlicheren Mitteln greifen.

Wichtig ist, dass der Hund begreift, dass er ständig in Ausbildung ist. Nicht nur während des täglichen Trainings, sondern auch zu Hause, im Garten, auf dem Balkon usw. Der Spaziergang mit einem jungen Irish Setter ist wahrlich keine Erholung. 

Wird ein Befehl gegeben, hat ihn der Hund auszuführen und sein Besitzer muss auf die Durchführung achten.

Und zum Schluss noch etwas Wichtiges:

 

Nehmen Sie die Hilfe eines Ausbilders in Anspruch, prüfen Sie diesen  vorher gründlich, denn es gibt in diesem Bereich auch viele Scharlatane.

Lehnen Sie jeden Ausbilder kategorisch ab, der mit Reizstromgeräten arbeitet.

Er wird Ihnen diese Geräte als harmlos beschreiben, weil sie schnell den Willen Ihres Hundes brechen und ihn gefügig machen.

Die Folgeerscheinungen können für die Gesundheit Ihres Hundes verherend sein, da diese Stromstöße  Epilepsie  auslösen können.

Vergessen Sie gleich einen Ausbilder, der aus Ihrem Hund einen Vollgebrauchshund machen will.

Apportieren oder Wasserarbeit unter Zwang zerstören die Psyche Ihres Hundes.

Üben der Schussfestigkeit bei einem abgelegten Hund kann zu Panikattaken führen und kann zur Folge haben, dass dieser bei jedem Knall die Flucht ergreift.

Es gibt aber auch "Ausbilder", die Ihnen angelesene Vorträge halten, an Ihrem Hund herumexperimentieren und nichts bewirken und Ihnen nur "das Geld aus der Tasche" ziehen. 

 

 

E r z i e h u n g   u n d   A u s b i l d u n g 

 

 

 

 

 

 

 

Nie wieder wird Ihr Hund in einem lernfähigeren Alter sein als in seinen ersten Lebensmonaten. In dieser Zeit schaffen Sie einen Kontakt zwischen ihm und sich selbst; Sie lernen Fehler, die er begeht, zu erkennen und zu verhindern und werden, wenn Sie es richtig machen, bestimmt  nichts, akzeptieren, was später einmal als lästige oder unangenehme Eigenschaft des Hundes gesehen werden könnte.  Lassen Sie nie etwas zu, was Sie später einmal bereuen könnten, da es Sie dann stört.  

 

 

 

Wenn der Welpe zu Ihnen in sein neues Heim kommt, haben Hundemutter und Züchter schon sehr viel für seine Erziehung getan. Die Prägungs- und Sozialisierungsphase – beides wichtig für ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Hund – ist kurz. 

 

 

 

Von seiner Mutter hat der kleine Hund gelernt auf Lob und Tadel zu reagieren.

 

 

 

Ein deutliches Knurren oder Brummen signalisierte Fehlverhalten, eine fast als liebevoll zu bezeichnende Tonlage zeigte an, dass alles in Ordnung war.  

 

 

 

Genau diese unterschiedlichen Stimmlagen sollten wir bei der Erziehung und Ausbildung des Welpen als Mittel der Kommunikation verwenden, denn Liebe und Zuwendung alleine erziehen keinen jungen Hund.

 

 

 

 

 

 

 

UND NUN ZU DEN ERSTEN AUSBILDUNGSSCHRITTEN: 

 

 

 

 

 

 

 

L e i n e n f ü h r i g k e i t

 

 

 

 

 

 

 

Unsere heutige Infrastruktur lässt es nicht oder nur noch selten zu, dass Hunde überall frei laufen können. Umso wichtiger ist es, Ihren Welpen so früh als möglich an die Leine zu gewöhnen. Besorgen Sie sich eine leichte Leine mit dazu gehörender Halsung, bitte weder Kettenleine noch -halsung.

 

 

 

Beim ersten Üben mit der Leine gehen sie nur wenige Schritte am besten in vertrauter Umgebung. Nehmen Sie sich Zeit und haben Sie Geduld. Belohnen Sie jeden Fortschritt mit einem Leckerchen, sparen Sie nicht mit Lob und bald wird sich Ihr Welpe seinem Schicksal ergeben. Damit beginnt die eigentliche Ausbildung, deren Ziel es ist, dass der Hund dicht an Ihrer linken Seite neben Ihnen geht ohne zu ziehen oder abrupt stehen zu bleiben. Wie erreicht man das bei einem so temperamentvollen Hund wie es der Setter eben einmal ist?  -  Mit viel Training, Geduld und Konsequenz.

 

 

 

Mit einem kurzen, leichten Ruck an der Leine ziehen Sie ihn wieder in die richtige Position, verbunden wird das mit dem Befehl „bei Fuß“. Ist der Welpe wieder an Ihrer Seite belohnen Sie ihn mit Lob und Leckerchen.

 

 

 

Ihr Hund lernt: Ziehen ist unangenehm, „bei Fuß“ bringt nur Vorteile. Nach spätestens zwei Wochen sollte er diese Lektion gelernt haben. Danach folgt Teil zwei der Übung: Ihr Welpe an der Leine soll lernen sich gehorsam zu setzen, wenn Sie stehen. 

 

 

 

 

 

 

 

S i t z

 

 

 

 

 

 

 

     Gehen Sie mit ihm einige Schritte „bei Fuß“ und bleiben Sie dann stehen. Bei dem Befehl Sitz“ drücken Sie leicht mit der Hand die Kruppe des Hundes nach unten, die Leine wird dabei gestrafft.   Diese Lektion muss mehrmals hintereinander wiederholt werden, danach erhält der Hund wieder seine Belohnung. Versuchen Sie es nie mit Härte, der Welpe wird hierauf nur störrisch reagieren. Wenn er das „Sitz“ beherrscht, kombiniert man die Übung mit der Leinenführigkeit. Laufen Sie mit Ihrem Hund mit durchhängender Leine, bleiben Sie stehen, durch ein leichtes  Anspannen der Leine und dem Befehl „Sitz“ muss der Hund dicht an Ihrem linken Bein die Übung „Sitz“ ausführen.  

 

 

Dies können Sie Ihrem Hund spielerisch beibringen. Rufen Sie ihn, zeigen Sie ihm einen Belohnungshappen und verbinden Sie, wenn er vor Ihnen steht, die Belohnung mit dem Befehl „Sitz“. Er wird sich automatisch hinsetzen, schon um die Belohnung besser sehen zu können. Führt er die Übung korrekt aus (und auch nur dann), bekommt er sein Leckerchen. 

 

 

 

 

H e r a n r u f e n

 

 

 

Rufen Sie ihren Welpen mit dem klaren Befehl „hier“ zu sich, verbinden Sie den freundlich gesprochenen Befehl mit einem optischen Reiz, z. B. ein leichtes Klopfen mit der Hand auf den Oberschenkel und lassen Sie ihn vorsitzen, wie oben beschrieben. In den meisten Fällen wird hierzu am Anfang eine Feldleine als verlängerter Arm nötig sein, da der kleine Hund nicht aus freien Stücken zu Ihnen kommen wird. Es folgt die übliche Belohnung bei Gelingen der Übung.

 

 

 

Auch hier führt Geduld und ständiges Wiederholen zum Ziel. 

 

 

 

 

 

 

 

S i t z   u n d   b l e i b

 

 

 

Wenn Ihr Hund den Befehl „Sitz“ korrekt ausführt, ergänzen Sie das Ganze mit dem Befehl „bleib“. Betont wird dies durch das optische Signal eines erhobenen Zeigefingers. Versuchen Sie, wenn der Hund ruhig sitzen bleibt, ihn zu umkreisen. Bewegen Sie sich schneller, wenn Sie sich aus dem Blickfeld des Hundes bewegen (also hinter ihm sind). Verlangsamen Sie die Übung, wenn er Ihren erhobenen Zeigefinger deutlich sehen kann. Vergrößern Sie den Kreis je nach Erfolg, der Hund wird dabei lernen ruhig sitzen zu bleiben. Beenden Sie auch hier jede erfolgreiche Übung mit einer Belohnung.

 

 

 

P l a t z

 

 

 

Eine für den jungen Setter wichtige Übung ganz anderer Art, die optimal im Wohnzimmer trainiert werden kann, ist das „Platz“. Es ist von besonderer Wichtigkeit dem Welpen rechtzeitig diesen Befehl beizubringen, da er, wenn gründlich und dauerhaft geübt, verhindert, dass der junge Hund hektisch wird, jeden eintretenden Besucher anspringt und auch sonst das Wohnzimmer zum Spielplatz umfunktioniert.

 

 

 

Voraussetzung ist, dass der Hund einen eigenen, genau definierten Liegeplatz hat – Hundekorb, Decke etc, aber nicht das Sofa, da die Springbewegung der positiven Entwicklung seiner Hüftgelenke entgegensteht.

 

 

 

Legen Sie den Welpen an den für ihn vorgesehenen Platz und drücken ihn sanft mit dem Befehl „Platz, bleib“ in eine Liegeposition. Versucht er aufzustehen, wiederholen Sie die Übung mit einem ernsteren bis energischen Ton. Steigern Sie die Dauer der Übung täglich um eine Minute bevor Sie dann anschließend belohnen. Günstig ist, wenn in der Anfangsphase nur die Bezugsperson, die die Übungen mit dem Hund durchführt, anwesend ist. In der späteren Phase sind Ablenkungen sogar willkommen.   

 

 

 

Diese Übungen sind eine hervorragende Basis, auf die man alle anderen jagdhundetypischen Ausbildungseinheiten wie „Down“, „Apportieren“ und Ähnliches aufbauen kann. Überfordern Sie jedoch Ihren Welpen am Anfang nicht, erst wenn die Grundübungen gefestigt sind, lohnt sich ein Weitermachen.  

 

 

 

 

 

10  G r u n d s ä t z e   b e i m   W e l p e n k a u f

 

 

 

1.      Der Kauf eines Welpen sollt nach reichlicher, längerer Überlegung, nach einer   

           gründlichen Aussprache in der Familie erfolgen.

 

 

2.      Ein Setterleben dauert 10 – 15 Jahre! Das sollte bedacht sein.

 

 

 

3.      Für einen Welpen braucht man viel Zeit, viel Geduld und viel Liebe.

 

 

 

4.      Ein Setterwelpe sollte in einem Haus mit eingezäuntem Grundstück aufwachsen können.

 

 

 

5.      Tägliche, regelmäßige Spaziergänge gehören zu einem Setterleben.

 

 

 

6.      Zur Urlaubszeit will ein Hund nicht abgeschoben werden. Am liebsten ist er im Urlaub dabei.

 

 

 

 

 

7.      Ein Besuch beim Züchter sollte einen positiven Eindruck hinterlassen. Ein Kauf aus Mitleid kann böse Folgen haben.

 

 

 

8.      Ein guter Züchter beantwortet gerne alle Fragen zu den Erbanlagen der Elterntiere, zur Pflege, Ernährung und Gesundheit und hilft auch gerne mit Tipps für die Ausbildung und Erziehung weiter.

 

 

 

 

 

 

 

     Wenn man nach reichlicher Überlegung einen kleinen Hund erworben hat, sollte man nie  

vergessen, dass es sich um ein Lebewesen handelt, das es verdient hat, mit Würde behandelt zu werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  Missverständnisse im Zusammenleben zwischen Mensch und Hund

 

 

 

 

 

Ich habe mich immer gefragt, warum ein Wolf so schwer (oder gar nicht) zu domestizieren ist und warum aber die“ lieben“ Wölfe, die in Wildgattern leben, zu Menschen so zutraulich sind. Jeder kennt die Bilder von Eric Ziemen, begrüßt  von seinem Wolfsrudel.

 

 

 

Die Erklärung ist einfach: Diese Wölfe akzeptieren den Menschen  als Teil des Rudels oder als Rudelführer,   in ihrer gewohnten Umgebung, in einem Umfeld, das sie kennen, in einem Rudel, in dem sie sich geborgen fühlen.

 

 

 

Aber ein Wolf würde nie bei Tag an der Leine durch eine Großstadt spazieren, an der Straßenbahnhaltestelle von zahlreichen unbekannten Wesen umringt sein wollen, tatenlos auf der Couch liegen oder von infernalen Silvesterkrachern malträtiert werden. All dies erträgt der Hund und noch viel mehr.

 

 

 

Warum?

 

 

 

Weil er schon vom ersten Tag an die Welt des Menschen herangeführt wird. Die Gerüche des Menschen sind seiner kleinen Nase vertraut, bevor er sehen kann. Er genießt dessen  Hände,  weil sie warm sind, ihm ein Wohlgefühl geben und ihm später die Futterschüssel reichen. Er darf seine Zähnchen an weichen Fingern testen, die Welt ist in Ordnung, der Mensch ist Teil davon.

 

 

 

(Doch wehe, wenn es nicht so ist, wenn er in einem dunklen Verschlag ohne Bezug zum Menschen aufwächst - er bleibt ein kleiner,  scheuer „Wolf“.)

 

 

 

Nach zwei Monaten in der Obhut des Züchters und der Mutter ist es mit der Idylle vorbei. Auf dem Arm von Menschen, die anders riechen, Gott sei Dank umhüllt von einem Tuch mit Geruchspartikeln aus der alten Welt, führt der Weg nahtlos in die neue. Für die meisten Welpen ist es die erste Autofahrt. Motorenlärm, Straßenlärm (selbst wenn vorher Bruchfetzen davon in den behüteten Garten drangen, kein Vergleich) brechen auf ihn ein.

 

                              

 

                                Cho- Ghy fähr in sein neues Zuhause

 

 

Ab jetzt wird dem Hund viel abverlangt.

 

Wo ist das Rudel, das ihm Sicherheit gibt?  Er tastet sich an seine neuen Rudelmitglieder heran, vorsichtig nimmt er sie an, schließlich bringen sie ihm die neue Futterschüssel, gut, dass der Brei noch derselbe ist. Doch der Garten sieht so geordnet aus, keine Kuhlen zwischen den Büschen, kein bekannter Geruch, keine vertraute Stelle, wo man sein Häufchen setzen konnte. Er  ist auf sich allein gestellt und wehe, wenn das neue Rudel nicht schnell das alte ersetzt.

 

 

 

Dann ist es der Anfang einer langen Kette von Missverständnissen.

 

 

 

Geht alles gut,  hat  der Kleine nach einigen Wochen festgestellt, dass der neue Rudelführer sich vielleicht  sogar vor seinen Zähnchen fürchtet, also setzt man ihm ordentlich zu,  diesem sanften selbsternannten „Hundeflüsterer“ oder man  merkt, dass man als Hund schneller ist als jeder „Rudelmensch“ und entscheidet selbst, ob und wann man bei oder nach einem Spaziergang angeleint wird oder besser nicht. Man hat es diesen „Softies“ gezeigt und man hat sich mit einem halben Jahr zum Rudelführer „gemausert“. Im alten Rudel hätte es von der Hundemama Ohrfeigen gesetzt. Der Junghund sucht die Herausforderung und wehe wenn  keiner da ist, der ihn sanft und konsequent in die Schranken weist, wenn er übermütig knurrt, um die Menschen das Fürchten zu lehren. Ein  Flegel wächst heran, der alles hetzt, was ihm in die Quere kommt. 

 

 

 

Gerät der Welpe an einen Tyrannen, der jedes Fehlverhalten mit „Polizeigewalt niederknüppelt“, wächst ein verkümmertes Wesen heran.

 

 

 

Die schlimmsten Hundebesitzer sind die humorlosen Pedanten. Auseinandersetzungen mit einem Hund müssen sein, doch danach muss es auch die “Versöhnung“ geben.

 

 

 

Ist der Welpe zum Posieren auf der Couch verdonnert und bleibt ihm die restliche Welt vorenthalten,  ergeht  es ihm nicht besser.

 

 

 

Empfehlung: Setzen Sie sich nach den Tagen der Eingewöhnung mit dem Welpen auseinander, bestimmen Sie die Dauer des Spiels (das wichtig ist für die Festlegung der Rangordnung), bestimmen Sie die Ruhephasen (zum „Herunterfahren“), legen Sie bei kleinen Spaziergängen den Radius fest. Dies und noch viel mehr erwartet Ihr kleiner Hausgenosse von Ihnen. Doch er erwartet auch, dass sie zur Versöhnung mit ihm spielen, ihm zeigen, dass er zum Rudel gehört.

 

 

 

Und selbst wenn der Hund  Glück hat und der Mensch sich als aufgeklärter Rudelführer entpuppt mit theoretischem und (wichtiger!) und praktischem Wissen, kann noch einiges schief gehen , kaum etwas, das nicht reparabel ist, aber manches vermeidbar.

 

 

 

Es gibt „Missverständnisse“, die von Mensch und Hund nicht gewollt sind, die aber Auswirkungen auf seine Entwicklung und seinen Charakter haben.

 

 

 

Ein Welpe kann es nicht verstehen, dass er im neuen Zuhause aus dem Rudel isoliert wird und zum Beispiel in der Küche schlafen soll, angeblich, damit er sich sofort an seinen neuen Schlafplatz gewöhnt.  Er wird die ganze Nacht erbärmlich jammern. Nur  Züchter wissen, wie Welpen schreien, wenn sie sich mit sechs Wochen im Garten verlaufen haben und plötzlich alleine sind. Für einen Wolfswelpen wäre das der sichere Tod. Man stelle sich vor, was in einem zwei Monate alten Welpen vorgeht, der allein in den Zwinger verbannt wird. Gott sei Dank ist diese Haltung bei Setter Liebhabern nur die groteske Ausnahme.

 

 

 

Empfehlung: Ein Hundekorb in Bettnähe, oder besser ein oben offener „Zimmerkennel“, damit jederzeit eine streichelnde Hand beruhigen kann. Letztere neue Erfindung hat bei entsprechender Größe auch den Vorteil, dass der Welpe schnell stubenrein wird, da kein „Nestbeschmutzer“. (Natürlich ist das keine Aufforderung, einen Hund sein Leben lang im Käfig zu halten, er gehört in die Familie, nur hier kann er sich richtig entfalten.)

 

 

 

Der besorgte Welpenkäufer wird zu Hause sofort eine Mahlzeit für den Neuankömmling zubereiten. Die wenigsten aber stürzen sich sofort auf das  (hoffentlich vom Züchter mitgegebene) Futter.

 

 

 

Selbst, wenn man auf der Heimfahrt alles richtig gemacht hat und der Welpe sich richtig an den neuen Menschen kuscheln konnte, kann ihm übel sein oder es sind die neuen Eindrücke, die ihn vom Fressen abhalten oder  er vermisst seine Geschwister und die Rangelei um den Fressnapf.

 

 

 

Beim Fressen entwickeln sich zahlreiche Missverständnisse zwischen Mensch und Hund.

 

 

 

Die neuesten Erkenntnisse über die Erforschung von Spiegelneuronen (spezielle Verschaltungen von Nervenbahnen im Gehirn, die für das Einfühlungsvermögen des jeweiligen Individuums zuständig sind) beim Menschen haben ergeben, dass es eine größere Übereinstimmung der Verschaltungen  zwischen Mensch und Hund gibt als zwischen Mensch und Schimpanse, obwohl mit letzterem 98% genetische Übereinstimmung besteht. Der Hund kann sich also in unsere Gefühlswelt hineinversetzen, es besteht aber auch das Risiko einer potentiellen Überforderung.

 

 

 

Zu dieser kommt es, wenn der besorgte Mensch an seinem Welpen verzweifelt, der konsequent die Futteraufnahme verweigert, zuletzt nur weil, er einen nervösen, verärgerten und ratlosen Menschen vor sich hat. All das kann er erkennen, das Unwohlsein des Menschen überträgt sich auf ihn und jetzt kommt es zur falschen Verknüpfung. Er glaubt, das hänge mit dem Futter zusammen. Also wird er es umso mehr ablehnen. Ein Teufelskreis.

 

 

 

Die Fallbeispiele sind zahlreich, die Variationen von tragisch bis lustig. Eine alte Dame, die Nächte lang mit dem Futternapf am Bettchen des Welpen saß oder ein Herr, der seine Mahlzeiten am Couchtisch einnahm, auf der einen Seite sein Teller, auf der anderen der Napf des Hundes, dies mit der Hoffnung Futterneid zu erzeugen.

 

 

 

Empfehlung: Gehen sie die Sache gelassen an, zwingen sie keinen Hund zum Fressen. Frist der Hund weniger, sorgen sie dafür, dass die Nahrung mit zusätzlichen Mineralien und Vitaminen versehen ist.

 

 

 

Auf psychischen Druck bei Futteraufnahme reagiert jeder Hund mit Ablehnung. Vor Jahren gab es einen Hundebesitzer, der seinen Hund buchstäblich vor Ausstellungen zwang Fleischhappen zu schlucken, weil er ihn zu dünn glaubte, ein unwürdiges Drama für Hund und Mensch.   

 

 

 

 

 

 

 

Hunde bevorzugen einen bekannten Löseplatz, also entschließt sich ein Welpe erst mit voller Blase sich zu entleeren und das kann dauern, weil er den neuen Garten nicht kennt. Es ist unvernünftig, von einem Welpen zu erwarten, dass er dies auf einem Spaziergang tut in einer völlig fremden Umgebung mit zahlreichen neuen optischen und akustischen Reizen, die ihn  in Panik versetzen.

 

 

 

Auch in diesem Bereich gibt es die besagte Fehlverknüpfung. Reagieren Sie nie mit Unmut auf einen jungen Hund, der sich nicht sofort löst. Er wird ihr Verhalten mit dem Löseplatz verbinden und diesen erst recht meiden.

 

 

 

Hunde meiden natürlich auch „vollgepflasterte“ oder vollurinierte Löseplätze. Für eine sensible Hundenase muss dies ein Gräuel sein. Ich habe nie verstanden, wie Schweizer Gemeinden erwarten können, dass sich Hunde auf ihren kleinflächigen Hundetoiletten lösen. Die Geschäfte seines Hundes  auf öffentlichen Wegen  zu beseitigen, ist etwas Selbstverständliches und kann nicht hinterfragt werden.

 

 

 

Empfehlung: Bei vielen Züchtern befindet sich außen ein Löseplatz mit Holzspan, Stroh oder Sägemehl. Lassen Sie sich etwas von diesem Material mitgeben und streuen Sie es im Garten an die Stelle des neuen Löseplatzes. Welpen, die Zeitungen kennen, nehmen auch diese gerne an.

 

 

 

Verzweifeln sie nicht, wenn sie im Regen stehen und der Hund sein Geschäft nicht schnell erledigt.  Unmut oder Ungeduld führt im Gehirn des Junghundes zu einer falschen Verknüpfung. Er wird Regen als etwas Unangenehmes  abspeichern und in Zukunft versuchen zu meiden.

 

 

 

Problematisch wird es auch, wenn ein junger Hund Menschen auf Reisen begleitet. Die neue Umgebung schafft immer wieder neue Eindrücke, die für den Welpen enorm wichtig sind, der Besitzer braucht aber sehr viel Geduld und Zeit, um den jungen Hund mit jeder neuen Situation vertraut zu machen.

 

 

 

Ähnlich oder für den Hund noch komplexer ist der Besuch der ersten Ausstellung  in einer Halle für den jungen Hund. Es ist gegen Ausstellungen überhaupt nichts einzuwenden, wenn der Hund vorsichtig in dieses Umfeld eingeführt wird. Ich habe viele Hunde erlebt, welchen die Ausstellung Spaß macht, natürlich aber auch vor Wut kläffende Hunde in einer kleinen Box.

 

 

 

Einen Hund im Ring vorzuführen, setzt wochenlange Vorarbeit voraus. Damit der Richter einen Hund beurteilen kann, muss dieser sich entspannt und nicht verkrampft präsentieren. Das muss geübt sein.

 

 

 

Dazu gehört für den Hund die positive Verknüpfung. Diese erreicht man durch Belohnungshäppchen und tägliches „Hinstellen“. Versucht man das erst einige Tage davor oder am Tag der Ausstellung, kommt für Hund und Vorführer Nervosität dazu, was unweigerlich zum Gegenteil führt. Der Hund verbindet die Ausstellung  mit etwas Negativen. Eine nachträgliche Korrektur kann dauern. Bei meinem Richten in England beeindruckte mich der sanfte Umgang mit den Hunden bestimmt genauso wie deren Erscheinungsbild.

 

 

 

Es gibt so viele schöne Geschichten zu diesem Thema:  Fenja, die mich ohne Leine durch die Menschenmassen begleitet und unangeleint auf Frauchens Jacke gebettet ihrem Auftritt entgegendöst und weiß, dass sie zum richtigen Augenblick erwachen muss, um sich temperamentvoll zu präsentieren, ist nur eine davon.  Natürlich gibt es auch Gegenbeispiele. Hunde, die häufig durch mangelndes Einfühlungsvermögen des Besitzers nur mit Widerwillen eine Halle betreten.

 

 

 

Empfehlung: Bringen Sie viel Zeit mit, dies besonders beim Betreten der Halle. Bleiben Sie mit Ihrem Hund in der Nähe des Eingangs, spielen Sie mit ihm, belohnen Sie ihn und schaffen Sie im Kopf Ihres  Hundes eine positive Verknüpfung zu dem neuen Umfeld. Ein ausstellungserfahrener  Begleithund, der die Halle gelassen betritt,  gibt dem jungen Hund Sicherheit. Leider verfügt eine Ausstellungshalle über einen  ausgeprägten Geräuschpegel an den Ihr Hund sich erst gewöhnen muss. Bereiten Sie Ihren Hund mit viel Freundlichkeit und genügend Vorlauf auf diesen Auftritt vor.

 

 

 

Schwieriger ist eine Vorbereitung, durch die man die erste Silvesterknallerei, die auf den jungen Hund buchstäblich hereinbricht, „abfedern“ kann.

 

 

 

Das Repertoire von Hunden, die sich unter der Couch, im Kleiderschrank oder im letzten Winkel des Schlafzimmers verkriechen, versehentlich einen Böller vor die Nase geschossen bekommen und ein Leben lang schussscheu sind,  ist riesig. Wenn  man nicht die Möglichkeit hat, ins „ballerfreie“ Ausland (und das liegt nicht nahe der deutschen Grenze) zu reisen, „muss man durch.“

 

 

 

Doch man kann als Besitzer(Familie) viel tun.

 

 

 

Empfehlung:  Leisten Sie Vorarbeit, indem Sie die sporadischen harmloseren Böller der Nachbarkinder nutzen um Ihren jungen Hund „aufzubauen“. Geben Sie ihm nicht das Gefühl, dass dieser Krach etwas Besonderes ausmacht, tun sie so, als würden Sie selbst die Knallerei  ignorieren, spielen (toben)Sie dabei verstärkt mit ihrem Hund. Versuchen Sie eine positive Verknüpfung herzustellen.

 

 

 

Am Silvesterabend nutzen Sie am besten die Zeit des Abendessens für den letzten Spaziergang. Es ist die Zeit, in der sich die Schießwütigen für den „Kampf“  stärken und Sie könnten Glück haben und Ihr Hund kann in Ruhe sein Geschäft erledigen.

 

 

 

Bleiben Sie an diesem Abend, wenn Sie einen jungen Hund haben, zu Hause. (Bei Nachfrage kann ich Ihnen im Interesse Ihres Hundes ein herrliches Silvestermenü  zusammenstellen.)

 

 

 

Wenn es richtig losgeht, schließen Sie die Rollläden, spielen Sie mit Ihrem Hund: Zum Beispiel Plastikflaschen durch den Flur rollen und einiges mehr. Auch ein Fernseher oder eine Stereoanlage, die dem Hund nicht unbekannt sein dürfen, können sich als nützlich erweisen.

 

 

 

Wenn Sie auf Ihren Hund eingehen, überstehen Ihr Hund und Sie unbeschadet diesen Abend. Bei uns hat es immer geklappt. (Traurig nur für die armen Hunde, die diese Nacht im Zwinger verbringen.)

 

 

 

Läuft alles gut,  ist der Hund um eine Erfahrung reicher.

 

 

 

Das Heranführen an neue optische und akustische Reize macht ihn alltagstauglich für unsere moderne Welt. Ein junger Hund ist neugierig und für viel Neues offen, wenn er den Rudelführer an seiner Seite weiß.

 

 

 

Empfehlung: Suchen Sie nicht das Besondere, konfrontieren Sie ihren Hund mit normalen alltäglichen Situationen: fremde Menschen, Straßenlärm, Fahrzeuge, Leuchtreklamen etc.

 

 

 

 

 

 

Im Erwachsenenalter kommt dann noch eine sinnvolle Beschäftigung dazu, denn es ist nichts schlimmer für einen Hund , als zum Müßiggang verurteilt zu sein.

 

 

 

Es kommt einer psychischen Verarmung gleich. Der Tatendrang „ist einem Welpen in die Wurfbox gelegt“. Wenn man einen Junghund nicht beschäftigt, werden Teppiche und Schuhe in Mitleidenschaft gezogen. Missverständnisse sind vorprogrammiert, da drakonische Strafen, die viel später folgen, von ihm als Willkür gedeutet werden. Nur wenn Sie den „Missetäter“  auf frischer Tat ertappen, ist ihr Reagieren sinnvoll.

 

 

 

 Einen Hund beschäftigen heißt aber nicht, ihn unkontrolliert durch die Gegend laufen  lassen und dabei mit dem Handy durch die Welt telefonieren. Auch beim Spaziergang muss ein reger Kontakt vorhanden sein.

 

 

 

Entzieht sich Ihr Hund Ihrer Aufsicht und hetzt alles, was sich am Horizont bewegt, ist die Strafe für den endlich eingefangenen Hund sinnlos, er kehrt nicht als reuiger Sünder zurück, er kehrt zurück, da er sich nach dem Rudel „sehnt“. Sinn macht es nur, wenn die Möglichkeit besteht, ihm beim Zurückkommen schimpfend eine ordentliche Entfernung  entgegenzulaufen, um ihm zu zeigen, dass sein Weglaufen ein Fehler war. Diese Reaktion verbindet er mit seinem Davonlaufen und es entsteht keine falsche Verknüpfung.

 

 

 

 Ein Hund will arbeiten.

 

                             

                                                                 Fenja als Teenager

 

Auch die lieben und ausgeglichenen Hunde wachsen als Jagdhunde über sich hinaus. Der Wolf, der Beute machen möchte, wird wieder zum Leben erweckt. Es gibt kein Bild, das auf mich beeindruckender wirkt, als ein Hund, der fest vorsteht. Diese Konzentration, diese Kraft und das Hochgefühl, wenn das Wild abstreicht, berauschen mich immer wieder aufs Neue.

 

 

 

Jahrzehnte lang schufen Hundeführer bewusst Fehlverknüpfungen im Kopf des Hundes, indem sie das Verfolgen des Wildes durch einen Stromstoß unterbanden (Teletaktgerät). Das flüchtende Wild wird mit Schmerz assoziiert und darauf verzichtet der Hund. Doch bei gründlicher Ausbildung geht es auch anders. Dann muss natürlich das Zusammenspiel Hund – Hundeführer stimmen. (Übrigens geht die Wissenschaft heute davon aus, dass Stromschläge beim Hund Epilepsie auslösen können.)

 

 

 

Natürlich kann nicht jeder mit seinem Hund im Feld arbeiten. Es gibt so viele Möglichkeiten Ersatz zu schaffen: Apportiertraining, Gehorsamstraining, Agility, etc.

 

 

 

Erst durch die Arbeit mit dem Menschen entsteht eine Partnerschaft. Natürlich steht der Part des Rudelführers dem Menschen zu. Ich habe oft festgestellt, wenn ein Hundebesitzer zum Beispiel seinem Hund das perfekte Apportieren beigebracht hat (d.h., der Wolf überlässt dem Rudelführer die Beute), sind die Fronten geklärt und der Hund ordnet sich dem Menschen freiwillig unter.

 

 

 

Wer mehrere Hunde besitzt, weiß, dass Hunde im Gegensatz zu Wölfen bis ins hohe Alter spielen (die Wissenschaft bezeichnet dies als neotenes Verhalten, also ein Verhalten, das stets kindlich bleibt). Im diesem Spiel klären sie die Rangordnung,  bauen Aggressionen ab und soziale Bindungen werden gefestigt. Beim Einzelhund ist der Mensch gefragt. Spielerisch kann er seine Position deutlich machen. Wie langweilig muss für einen Hund ein Besitzer sein, der nicht mit ihm spielt. Ein Hund achtet den Menschen als (übergeordneten) Sozialpartner.

 

 

 

Letzte Empfehlung: Lassen Sie Ihren Hund Hund sein, erarbeiten Sie sich schrittweise im Alltag Ihre Rolle als Rudelführer und genießen Sie das Zusammenleben mit einem Hund, der sich Ihnen freiwillig unterordnet, weil er sie achtet.