Irish Setter Zucht

 

 

                                                                   
 

                                       Wulfi, der größte Holländer

 

 

Der Irish Setter

 

 

 

Er thront majestätisch auf dem Sofa oder blickt erhaben aus seinem Hundekorb. Den Besucher begrüßt er an der Tür und zeigt auf jeden Fall, dass er dazu gehört. Das allein ist für ihn wichtig.

 

 

 

Die ersten Monate liebt er die Auseinandersetzung, bis er versteht, dass man nicht jeden Menschen überschwänglich begrüßen darf, dass es Straßen und Autos gibt, dass Hasen, Raben und Ähnliches nicht zum Hetzen auf dieser Welt sind und dass der Ruf des Besitzers oberstes Gebot ist.

 

 

 

Der Irish Red Setter ist ein stolzer Hund, der sich gerne dem Menschen unterordnet, wenn er zu diesem aufblicken kann.

 

 

 

Er mag Kinder als Freunde, als Spielzeug für sie ist er sich zu schade. Auch als Familienhund bleibt er ein Jagdhund, dies zeigt sich besonders durch seinen Bewegungsdrang, der nur übertrieben wirkt, wenn die Erziehung fehlt.

 

 

 

Ein Grundgehorsam ist für jeden Setter unerlässlich.

 

Als Schoßhund rächt er sich bitter durch mannigfache Unarten. Seine Passion ist die Arbeit im Feld.

 

 

 

Vorstehen ist das Edelste, was ein Setter zeigen kann. Achtung vor dem Wild, das heißt, vor einem anderen Lebewesen, das er schont und nicht hetzt, wenn er erzogen ist.

 

(Vorstehen ist eine begnadete angewölfte Anlage, die den sogenannten Leistungshunden, die nur aus der Entfernung einem richtigen Setter ähnlich sind, abhanden gekommen ist. Vorstehen wird zum Vorliegen, also auf Befehl sich auf den Boden zu werfen.)

 

Im Alter besitzt der wahre Setterdie Weisheit der Philosophen und Ähnlichkeiten (auch äußere) zum Besitzer sind bestimmt nur ein Gerücht.

                                                     

 

                          

                                                        

                                                                 Amy 12 Jahre

 

 

Freundlich,klug, ohne Aggression, so stellen wir uns den Charakter eines Setters vor. Einen solchen Hund in der heutigen Zeit zu züchten ist uns besonders wichtig.

 

 

 

Der Irish Setter im Wandel

 

 

 

 

 

Vor mir liegen zwei Standardwerke:  das im Jahre 1973 in Großbritannien erschienene Buch von Gilbert Leighton – Boyce „Irish Setters“ und das bereits 1964 in Deutschland erschienene Werk von Waldemar Marr  „Englische Vorstehhunde, Pointer und Setter“.

 

 

 

Ich blättere in der Geschichte:  Menschenhimmel  und Hundehimmel.  Selbstbewusst lächelt mich eine  jugendliche Sybil Lennox (Brackenfield) an, ich kannte sie nur als alte englische Lady mit Stock, daneben ein Bild der „strengen“  Mrs.  Walker  (Hartsbourne) oder des lockigen  Charmeurs  James (Wendover) und ich sehe Hunde, die im Stammbaum  fast aller unserer heutigen Hunde sind:  Setter  von guter Größe mit perfekten Winkelungen, sportlich und  mit schöner mittellanger Befransung.

 

 

 

Die „Vorzeigehunde“ von Marr sind vom gleichen Typ: Witheseal  Hartsbourne Dennison, Elke von Bergstücken oder Shandon O`Cuchulain oder  ein F. Tr. Ch Una  Monruad.

 

 

 

Lediglich die Trialer sind bis heute ihrem Aussehen treu geblieben.

 

 

 

Hartsbourne und Brackenfield haben ebenfalls versucht ihren Typ zu bewahren. Durch Zuchtauslese wurden der  Körperbau  ihrer Hunde noch straffer, die Köpfe  eine Mischung zwischen weich und herb, das Haarkleid blieb in seiner ursprünglichen Form. Gerade heute habe ich  bei „Irish Setters UK & Ireland“ gesehen, dass Sybils Zwinger von  Mrs.  Shepherd weitergeführt wird und einen Wurf mit fast 75% Brackenfields im Stammbaum erwartet. Welch ein Mut bei dem heutigen Showzirkus!

 

 

 

Wendover dagegen hielt nicht inne, der Typ wurde verfeinert, Eleganz, Schönheit, weicher  Gesichtsausdruck, Volumen, seidiges, dunkles Haar. Ich dachte vor Jahrzehnten schon, mehr geht nicht.

                                                 

                                             Mela

 

Doch mehr ging, denn der berühmte Kerryfair Nightfever kam und alle „lagen ihm zu Füßen“ und ich dachte wieder,  jetzt ist aber  Schluss, mehr Adel ist nicht möglich. Leider ein Trugschluss. Das imposante Haarkleid wurde bei der Nachzucht potenziert, dies leider manchmal auf Kosten von Winkelungen und Körperbau, die neben der Bewegung  aus dem Blickfeld gerieten: Porzellanhunde für die Austellungsvitrine.  Mehr war also möglich.

 

 

 

Doch plötzlich konnte die Vorhand steil und die Schulter gerade sein, dazu aber „verpflichtend“ eine sehr gut gewinkelte Hinterhand.  Diese kann jeder Richter erkennen. Naturgemäß erzeugt diese ordentlich Schub, eine Kraft, die von der steilen  Schulter nicht aufgefangen wird und  notgedrungen „rudern“  die Hunde beim Laufen mit den Vorderpfoten in der Luft. Dies wirkt umso grotesker, da viele Hunde auch an Masse zugelegt haben. Bei vielen Ausstellungen ist Gangwerk nur ein lästiges Pflichtprogramm.

 

 

Zucht ist Auslese, Gesundheit  und Wesen sollten diese bestimmen, aber auch das Auge kann beteiligt sein,  das aber nur, solange es nicht zu einem Diktat der Optik kommt.

 

 

 

Imposanter Körperbau, reichhaltiges Haar, das mit Stulpen und Mäntelchen geschützt wird, will das überhaupt der Setterliebhaber, der mit seinem Hund durch Wald und Wiesen streift???

 

 

Im Hochleistungssport kursiert die verheerende Devise „schneller, höher, stärker“.  Für unsere Setter  müsste es im Hinblick auf Haar und Körperbau heute leider lauten: länger, größer, schwerer.

 

 

Und da gibt es  einen Standard, der bestimmte „Veredelungen“  im Laufe der Jahre zulässt, aber keine Verunstaltungen auf Kosten von Körperbau und Bewegung.

 

 

Was ist dieser Standard, der für alle  Irish Red Setter gelten sollte  wert?

 

 

Wenig.

 

 Größenmaße betreffend schon gar nichts., (Rüden: 58 -67cm, Hündinnen:  55 – 62cm).

 

 

Der amerikanische Standard  aber sieht für Rüden 27 inches (68,6cm) und für Hündinnen 25 inches (63,5cm) als maximale Höhe  vor, betont  gleichzeitig,  dass Übergrößen nicht disqualifizierend sind. Die steile Vorhand und die überwinkelte Hinterhand sind zwar nicht erwünscht, werden aber toleriert, da „Gang und Gebe“ in der amerikanischen Zucht.

 

 

 

(Interessanter Weise habe ich  in den letzten Jahrzehnten zwei Weltausstellungen in Westeuropa erlebt, bei welchen die Irish  Red Setter von südamerikanischen Richtern gerichtet wurden, die sich am amerikanischen  und nicht am FCI Standard orientieren, welch ein Nonsens.)

 

 

 

Die Franzosen führen zwar den FCI Standard mit seinen Größenangaben an, legen aber gleichzeitig  "Wunschgrößen" in einer Zuchtrichteranleitung fest: Rüden: 59 – 64 cm, Hündinnen: 56 – 60 cm.

 

Die Kruppe kann(soll?) abfallend sein, der Rücken darf  eine Einbuchtung  aufweisen.

 

 

Mit einem Hund der diese „gewünschten „ Maße übersteigt  in Frankreich im Ring zu erscheinen  bedeutet, verächtliche Blicke ernten und eine sichere Niederlage.

 

 

 

Welch ein „Wirrwarr“! Welches ist also der „wahre“ Irish Red Setter???

 

 

 

Ein harmonischer Hund von mittlerer Größe, ausgewogen mit  einer korrekten Vorder- und Hinterhand - Winkelung, mit straffem Rücken, Kruppe nicht abfallend, dunklen Augen, edlen Kopf, sanftem Ausdruck, schönem dunklen Haarkleid von mäßiger Länge und fließendem Bewegungsablauf, nicht mehr und nicht weniger.

 

                         

 

                                           Miles

 

Die Ausstellung als der Ort zwecks Überprüfung des Standards und zur Zuchtauslese ist zur Show geworden. Was einst Zuchtschau war wurde zum "Glitzer - Glamour" mit viel Gefärbtem und neckischen Zirkusclowns mit bunten Schuhen als Vorführer.

Sie hüpfen oder schweben mit allen möglichen Rassen durch den Ausstellungsring und wechseln ihre farbigen Blazer je nach Hundetyp, den sie vorführen.

Die armen roten Geschöpfe liegen den ganzen Tag in einer Ausstellungsbox und warten geduldig auf ihre Präsentation.

Vor Jahren ging ich auf Ausstellungen,um Hunde für die Zucht auszuwählen.

Heute werden durch "rassefremde" Richter Champions "geschaffen", die wiederum von "braven "

Züchtern in der Zucht eingesetzt werden, nur weil sie im Stammbaum über eine Anhäufung von Titeln verfügen.

Es ist eine Ansammlung von gleichen Namen, was zur "Innzuchtdepression" (labile, wesenssschwache Geschöpfe)führt,zu Hunden,die "nur" schön sind.

 

 

 

 

 

 Der Stammbaum, das theoretische Handwerkszeug des Züchters

 

 

 

Der Umgang des Züchters mit Stammbäumen setzt Grundkenntnisse über die Entwicklung der einzelnen Zuchtrichtungen voraus, die immer wieder durch enge Verpaarungen von Zuchttieren geprägt war, was dazu führte, dass bestimmte Merkmale wie Aussehen oder Leistung durch Inzucht gefestigt wurden. Leider wurden dadurch auch negative Faktoren wie Erbkrankheiten oder Wesensmängel angereichert. In der Zucht von „gestern“ liegen die Probleme von heute.

 

Ich habe mich in meinen Ausführungen auf die Zuchtlinien der letzten vier Jahrzehnte beschränkt, die hinter unseren gegenwärtigen Zuchttieren stehen. 

 

 

 

 

 

 Sogenannte FORMZUCHT 

 

                          

                       

                                                         Anice und Marley

 

 

 

Europaweit geht die sogenannte Formzucht des Irish Setters auf Hunde zurück, die in Großbritannien gezogen wurden. Bestimmt  wurde diese Zucht durch den Zwinger „Wendover“ (Mr. James), eine Linie, die anfangs über eine ausreichende genetische Vielfalt verfügte.

 

Die Auswahl der Zuchttiere wurde vorwiegend anhand äußerlicher Merkmale getroffen. Parallel dazu, ohne wesentliche Bezugspunkte zu Wendover, verlief die Zuchtlinie des Zwingers „Brackenfield and Hartsborne“ von Miss Lennox.

 

Aufgrund enger Verpaarungen wurde der Formwert der Hunde aus dem Zwinger Wendover immer imposanter, der Inzuchtkoeffizient stieg jedoch dementsprechend an. Ein typischer Stammbaum sah folgendermaßen aus:

 

 

 

Wendover Gentleman

Wendover Gary Of Acres

Watendlath Joao O'Pandy

Watendlath Double Top »

Victory Of Mearnesse »

Wendover Kelly

Wendover Beggar »

Wendover Lola »

Wendover Katie

Wendover Beggar

Beau Of Wendover »

Wendover Robina »

Wendover Lola

Watendlath Kevin O'Pandy »

Wendover Roberta »

Wendover Star

Wendover Vagabond

Wendover Beggar

Beau Of Wendover »

Wendover Robina »

Wendover Lola

Watendlath Kevin O'Pandy »

Wendover Roberta »

Wendover Dry Bracken

Rufus Of Kyrewood

Watermill Larry »

Cherie Of Kyrewood »

Wendover Linnet Of Kyrewood

Watendlath Kevin O'Pandy »

Wendover Roberta »

 

 

 

 Eine weitere „Championfabrik“ war der Zwinger „Cornevon“ von Miss Roberts. Die von ihr anfänglich gezüchteten Hunde waren eine interessante Mischung aus Wendover und Brackenfield, aufbauend auf ihre Zuchthündin Brackenfield Iris. Leider verlief die Zucht bald einseitig in Richtung Wendover mit erheblichen Anreicherungen einzelner Hunde. Brackenfield und Hartsborne hielten ebenfalls an ihrem Hundetyp (oldfashioned style) fest, was auch ihre Zuchtbasis deutlich einschränkte.

 

Es gab immer wieder „Springer“ zwischen beiden Zuchtlinien, z.B. die Zwinger Tagamago, Autumnglow, Canbargus oder Kylenoe etc. Leider haben sich viele dieser Zwinger in den letzten 20 Jahren von den Brackenfield-Linien abgewandt um den hohen Formwertansprüchen gerecht zu werden.

 

Ein interessanter Hund, der eine perfekte Aufmischung darstellt und auch dem Formwert gerecht wurde, war der Cruftswinner Starchelle Chicago Bear:

 

 

 

Clonageera Genesis

Sowerhill Sahib

Wendover Jeeves

Wendover Ballymoss »

Wendover Lupina »

Sowerhill Sarah

Stephenshill Gamebird »

Sowerhill Samantha »

Clonageera Megan

Jason Of Andana Of Clonageera

Margretwoods Caretaker Of Scotswood »

Tralee Of Andana »

Bella Rosa Of Andana

Wendover Gentleman »

Gay Serenade Of Andana »

Forever Amber By Starchelle

Mister Softee Of Barncliffe

Barncliffe Cavalier

Barnsforde Windward Of Simmerforde »

Helecam Highlight »

Lady Of Calderfield

Shanell Lerouge »

Brackenfield Amethyst »

Rodillian East

Simmerforde Aristocrat Of Bretcar

Barncliffe Baretta Of Simmerforde »

Bilbro Cher Of Simmerforde »

Bretcar Summer Sunlight

Mystars Game Revenge »

Mystars Game Lady Bountyful »

 

  

 

Basierend auf die Wendover-Linien mit einem verschwindend geringen Anteil von Brackenfield brachte der Zwinger „Kerryfair“als Ereignis in der Setterwelt den Rüden Kerryfair Night Fever, eine außergwöhnliche Erscheinung mit wenig erfreulichen Auswirkungen auf die Zucht. Dies nicht durch etwaige Mängel, die er vererbt haben könnte, sondern durch die Häufigkeit seiner Verwendung in der Zucht.

 

Doch dieser Rüde wurde noch durch seinen Sohn Danaway Debonair „überholt“.  

 

 

 

Auch hier ist die Anreicherung nicht abgeschlossen und findet in Debonairs Sohn Caspians Intrepid einen neuen Höhepunkt: 

 

 

 

Danaway Debonair

Kerryfair Night Fever

Sowerhill Sahib

Wendover Jeeves »

Sowerhill Sarah »

Cornevon Spring Melody

Wynjill Country Woodland »

Cornevon Tamarind »

Disco Dancer Of Danaway

Wendover Colas

Wendover Gentleman »

Wendover Scarlet Girl Of Kerrydene »

Westerhuy's Dutch Spirit

Cornevon Lovebird »

Cornevon Westerhuy's Cloggy »

Caspians Night Music

Kerryfair Night Fever

Sowerhill Sahib

Wendover Jeeves »

Sowerhill Sarah »

Cornevon Spring Melody

Wynjill Country Woodland »

Cornevon Tamarind »

Wendover Cassidy

Wendover Raffles

Kerryfair Night Fever »

Wendover Maid Marion »

Coppertop Wendy Of Wendover

Wendover Washington Of Caspians »

Caspians Snowdrop »

 

  

 

Der Versuch einen neuen Night Fever, Debonair oder Intrepid zu züchten geht noch weiter und führt zu Stammbäumen, die mittlerweile als typisch für die englische Zucht bezeichnet werden können: 

 

 

 

Caspians Intrepid

Danaway Debonair

Kerryfair Night Fever

Sowerhill Sahib »

Cornevon Spring Melody »

Disco Dancer Of Danaway

Wendover Colas »

Westerhuy's Dutch Spirit »

Caspians Night Music

Kerryfair Night Fever

Sowerhill Sahib »

Cornevon Spring Melody »

Wendover Cassidy

Wendover Raffles »

Coppertop Wendy Of Wendover »

Caspians Star Shadow

Night Shadow Of Wendover

Kerryfair Night Fever

Sowerhill Sahib »

Cornevon Spring Melody »

Wendover Cassidy

Wendover Raffles »

Coppertop Wendy Of Wendover »

Caspians Turtle Dove

Danaway Debonair

Kerryfair Night Fever »

Disco Dancer Of Danaway »

Wendover Cassidy

Wendover Raffles »

Coppertop Wendy Of Wendover »

 

  

 

Auch für den Anfänger ersichtlich ist die Häufung von Night Fever in der 3. und 4. Generation, neben der Tatsache, dass auch Wendover Cassidy 3mal als Urgroßmutter

 

vertreten ist, also schon in der 3. Generation keine neuen Hunde in diesem Stammbaum mehr auftreten. Bei soviel Unverstand kann der Genetiker nur den Kopf schütteln!

 

Einseitige Schuldzuweisungen  alleine in Richtung englische Zucht sind jedoch nicht gerechtfertigt. In anderen Ländern sieht es nicht besser aus.

Fakt ist aber auch dass ein englischer Stammbaum bis vor einigen Jahren nur Namen und Ausstellungserfolge beinhaltete. Hüftgelenkauswertungen tauchen heute so langsam unvollständig auf. Mit einer Nonchalence werden Ergebnisse, die auf eine schwere Hüftgelenkdysplasie hinweisen veröffentlicht.Mutig und ehrlich, dass man das tut. Traurig, dass diese Hunde in der Zucht eingesetzt werden und ihre Nachkommen in die ganze Welt wandern.

 

Bei der Auswertung eines Stammbaums muss noch einmal deutlich darauf hingewiesen werden, dass gegen eine vernünftige Linienzucht nichts einzuwenden ist. Wenn einzelne Hunde zweimal im Stammbaum auftreten, können dadurch positive Merkmale durchaus gefestigt werden, ohne Auftreten einer Inzuchtdepression. Wichtig dabei ist das Verhältnis zwischen verwandten und fremden Anteilen zu beachten.

 

 Wenn ich mir heute den Stammbaum meines ersten B-Wurfes (1984, alte deutsche Leistungszucht) ansehe, hält sich bei 6x Moanruad Nimbus meine Begeisterung heute in Grenzen. Die Probleme ließen auch nicht lange auf sich warten, sie waren auch der Grund, weshalb ich mit dieser Linie nicht weiter gezüchtet habe. Meine damaligen Berater waren offensichtlich die falschen, die Auswirkungen der Inzuchtdepression, Rückgang der Fertilität, Zunahme von Erbmängeln, Verringerung der Vitalität und Leistungsfähigkeit etc., waren ihnen fremd.

 

Die Folge war, dass ich um weiter zu züchten auf eine neue Linie „umsteigen“ musste, was schmerzhaft war,  da gerade die jagdliche Komponente meiner damaligen Hunde mir imponierte.

 

Viele Jahrzehnte war Aufmischung mein höchstes Zuchtprinzip. ( Mein Rüde Fire verfügt in seinem Stammbaum über alle großen Namen aus Form- und Leistungszucht.) 

 

 

 

 Sogenannte LEISTUNGSZUCHT

 

 

 

 

 

 

 

 Die deutsche Zucht wird in den 70er-Jahren durch zwei Importrüden, Moanruad Nimbus und Holmes Dart, dominiert. Aus einheimischer Zucht folgte der Rüde Bodo vom Usenborn (Grinzing vom Gebirgsjägerhof x Christel vom Lindenbaum). Grinzing stammt von Gilko von Oelken ab, dieser geht wiederum auf den berühmten Björn von Eisenhammer zurück. Bodo stand den beiden Importrüden auch leistungsmäßig in nichts nach.

 

 

 

Durch das  Zusammenführen der Linien von Holmes Dart und Moanruad Nimbus richtig ausgereizt. Als Paradebeispiel ist Alf vom Almesbach zu nennen und dessen Sohn, Asko aus dem Köthenwald. Meine erste Zuchthündin, Bianka von Hangenham, mit zwei Mal Alf von Almesbach als Großvater und mein oben erwähnter B-Wurf waren leider an Inzuchtverbindungen nicht zu schlagen: 

 

 

 

Bianka von Hangenham

Asko aus dem

Köthenwald

 Alf von Almesbach

 Holmes Dart

 Dixi vom Reheck

 Queen vom

 Horner Bruch

 Moanruad Nimbus

 Gillian v. Horner Bruch

Allia von Hangenham

 Alf von Almesbach

 Holmes Dart

 Dixi vom Reheck

 Medea von der Hex

 Moanruad Nimbus 

 Topsy v. Bergstücken

Luck vom Reheck

Moanruad Nimbus

 Moanruad Dan

 Waydown Sandy

 Rahard Belle

 Technical Miss

 Moyle Boy

 Glen Ui Mail Juliet

Asta von Almesbach

 Holmes Dart

 Vinsterens Kim

 Javelin Garonne

 Dixi vom Reheck

 Moanruad Nimbus

 Alpha v. Bildgarten

 

  

 

Einen anderen Weg schlugen andere Zwinger ein. Sie züchteten die Hunde aus dem irischen Zwinger Moanruad als Reinzucht in Deutschland weiter. Der irische Zwinger verfügte durch seine Vielzahl von Hunden über ein großes Zuchtpotential, sodass Inzucht weitgehend umgangen wurde. Diese kam aber bei Hunden, die aus Irland in unsere Nachbarländern importiert wurden erst richtig zum Tragen und dies mit unerfreulichen Folgen.

 

Aus dem Zwinger Moanruad stammen weltweit die meisten renommierten Leistungschampions, leider lässt das Aussehen sehr viel zu wünschen übrig. Und das hat seinen Grund. Ein ehemaliger Freund, der aus diese Zuchtstätte einige Hunde kaufte, berichtete mir vor vielen Jahren von katastrophalen Verhältnissen die Aufzucht betreffend. Eine Vielzahl von Pointern, English- Irish Settern in einem Zwinger ohne klare Trennung.

 

Manche der nach Deutschland importierten Irish Setter waren kleinwüchsige hellrote Hunde mit guten Jagdanlagen.

 

Ich will aber ohne klare Beweise nicht in Spekulationen verfallen, welche Kreuzungen möglich waren.

 

 

 

 

 

Als bekannte Namen der nach Deutschland importierten Hunde wären Dare, Garth und der Ft-Ch Timothy zu nennen. Hier der Stammbaum des Letzteren: 

 

 

 

Moanruad Stardust

Moanruad Game

Chess Of Maytown

 

 

Moanruad Sprite

 

 

Knockmore Red Molly

Red Revolution Of Fallows

 

 

Slievebawn Minnie

 

 

Moanruad Of Connor

Innistona Gift

Moanruad Wag

 

 

Rath Rich Cindy

 

 

Tania Of Conway

Cloughmills Boy

 

 

Latton Red Heather

 

 

 

 

 

Als positives Beispiel der Einkreuzung in Deutschland:

 

 Bodo von Usenborn

Grinzing vom Gebirgsjägerhof

 Gilko von Oelken

 Björn v. Eisenhammer

 Kolibri v.Bergstücken

 Belinda vom

 Gebirgsjägerhof

 Artus v.d. Filder

 Cora v. d. Südwand

Christel vom Lindenbaum

 Yssel vom Rodalbtal

 Goldwyn’s Kilmar

 Bella v. d. Maxklause

 Alma vom Rebland

 Blitz v. Teufelssee

 Alfa vom Rheinblick

Iris vom Lindenbaum

Arno vom Westerberg

 Holmes Dart

 Vinsterens Kim

 Javelin Garonne

 Asta vom

 Sonnentempel 

 Moanruad Nimbus

 Cilli v.Bildgarten

Baquila von der Bismarckhöhe

 Alf von Almesbach

 Holmes Dart

 Dixi vom Reheck

 Ester vom

 Lindenbaum

 Amor v. Lindenbaum

 Alma vom Rebland

 

 

 

 Eine leistungsmäßig starke Erscheinung stellt heute der Rüde „Lohmann’s Dietze“, eine Mischung aus Usenborn und einer dänischen Leistungslinie, dar. 

 

Während der Leistungszucht im ISCD die übertrieben engen Verpaarungen der 70er-Jahre in jüngerer Zeit weitgehend erspart blieben, haben einzelne französische Zwinger in der Suche nach dem Topp-Field Trial Champion die engen Verpaarungen gnadenlos weitergeführt. Viele große französische Leistungshunde gehen auf Yvette und Zulu von Royal zurück, ergänzt durch alte französische Linien oder Importe aus Irland wie z.B. Sheantullagh Rampant, ein Moanruad - Ableger.  Vor einigen Jahren wies ein  Wurf  die Verbindung Yvette x Rampant drei Mal in der ersten und zweiten Generation auf. Zwei Jahrzehnte später gehen alle Nachfolgegenerationen nur auf diese Hunde zurück, ein genetisches Trauerspiel.

 

 

 

Einer Inzuchtdepression kann man entgegenwirken durch das einfachste, älteste, aber immer noch aussagekräftige Handwerkszeug der Genetiker – die Stammbaumanalyse.

 

 

 

 

 

 STAMMBAUMANALYSE

 

 

 

 

 

Stammbaumanalyse bedeutet, Stammbäume richtig zu lesen und zu interpretieren.

 

Sie fragen sich als Züchter bestimmt, was das alles soll, da der Stammbaum Ihrer Hunde in den ersten vier Generationen zahlreiche fremde Namen beinhaltet. Aber gerade hier beginnt das Verhängnis.

 

 

 

Lassen Sie sich nicht von selbst ernannten „Setterpäpsten“ zu einer Verbindung überreden. Entscheiden Sie eigenständig anhand des Stammbaums.

 

Verlassen Sie sich nicht auf die Zuchtfunktionäre von Vereinen. Ich kenne welche, denen sogar die erste Mendelsche Regel ein Fremdwort ist.

 

 

 

Treffen Sie Ihre Entscheidungen nicht nur nach Titeln sondern nach genetischen Kriterien. Grundlage der Überlegung sollte sein, der eigenen Linie immer wieder fremde Komponenten hinzuzufügen.

 

Reine Fremdpaarungen mit genetisch völlig unterschiedlichem Erbmaterial sind bei Züchtern nicht besonders beliebt – und das mit Recht. Polygene Erbgänge, sowohl additiv als auch komplementär, liefern unter Umständen Ergänzungsstücke zur Ausprägung eines Erbfehlers. Ist eine Fremdpaarung jedoch gelungen und fehlerfrei, stellt ein derartiger Wurf eine enorme Erweiterung des Genpools der Zucht dar, auf den man bei kommenden Verpaarungen wieder zurückgreifen sollte.

 

 

 

Vorrangiges Ziel der Zucht  muss sein, einen gesunden  und wesenstypischen Irish Setter zu erhalten.  

 

                       

 

                                 schweizer Setterkinder

 

P.S.: In Anbetracht der umfangreichen Thematik erhebt dieser Artikel nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, Ergänzungen sind deshalb willkommen.

 

Über die Geschichte der Zucht aus den Neuen Bundesländern fehlen mir die Kenntnisse und Stammbaumunterlagen.

 

 

 

Wissenschaftliche Tests ersetzen nicht den Sachverstand des Züchters

 

 

 

Vor einigen Jahrzehneten hatte ich hehre Ziele die Zucht unserer Hunde betreffend.

 

Unsere Setterzucht sollte dem wissenschaftlichen Fortschritt angepasst werden.

 

Das damalige Hauptübel, die Speiseröhrenlähmung (MO) sollte durch Einbeziehung der Wissenschaft (Uni Heidelberg und Berlin) angegangen werden.

 

Jahre später musste ich feststellen, dass die Erfolge bescheiden waren, da wissenschaftliche Forschung sehr teuer ist und bei polygenen Erbkrankheiten wie MO „in den Kinderschuhen steckt“. Die Zusammenarbeit mit den Züchtern gestaltete sich schwierig. Durch das Einschicken der verstorbenen Welpen an die Uni Berlin, was ich bei meiner ersten Vorstandssitzung zur „Vertrauensfrage“ erklärte, war das Problem längst nicht behoben. Auch die vom niederländischen Club eingeführte Methode der Käuferbefragung, zum Beispiel „Wie füttern Sie Ihren Hund? Frisst er erhöht vom Tisch? Ist die Nahrung fest oder breiig?“, konnte diese Erbkrankheit nicht ausrotten.

 

Das Einzige, das ich erreicht hatte, war die Sensibilität der Züchter für dieses gravierende Problem zu fördern. Aber der Erfolg war mäßig, denn manche Züchter ließen den verstorbenen Welpen tagelang liegen, bis sie ihn einschickten, dann war nichts mehr festzustellen.

 

In Erinnerung wird mir ewig der zehn seitige Brief einer Züchterin über das qualvolle Sterben von zehn Welpen an MO bleiben. So etwas geht einem nicht mehr aus dem Kopf.

 

Die Epilepsie geistert nach wie vor durch die Zucht. Meines Erachtens wurde sie aber genau wie Entropium (beide polygene Erbkrankheiten) in unserer Zucht zurückgedrängt.

 

Ein Gespräch am Ostersonntag mit einer verzweifelten Frau, die immer wieder in Weinkrämpfe verfiel, wenn ihr Rüde im Hintergrund im Abstand von zehn Minuten einen Krampfanfall hatte, werde ich auch nicht vergessen.

 

Stammbaumanalyse, dieses alt bewährte Handwerkszeug des Züchters, aber auch des Genetikers war nach wie vor das Zauberwort diese Krankheiten anzugehen. Die sehnsüchtig erwarteten Gentests blieben aus.

 

Wirkliche Erfolge lassen sich in der Bekämpfung der Hüftgelenkdysplasie feststellen. Die konsequente Auswertung seit einigen Generationen trägt Früchte.

 

Da diese ebenfalls polygen vererbt wird, wird es zwar nie eine HD-freie Zucht geben können, aber unsere HD Statistik liest sich positiv.

 

Eine HD freie Zucht wird es in Europa nie geben, da viele Zuchthunde in ihrer Abstammung Vorfahren aus GB aufweisen und HD Röntgen ist dort für Züchter nicht verpflichtend. Aussehen ist wichtiger als Gesundheit.

 

Es ist allarmierend, dass in GB sogar mit Hunden (Auswertung 25/25) gezüchtet wird, die auf dem Kontinent mit einer schweren HD ausgewertet werden würden.

 

Und ich  beobachte  mit Missfallen die Auswertungspraktiken einiger Nachbarländer, Hunde in dem Land auswerten zu lassen, in dem es die besten Ergebnisse zu erwarten sind.

 

Die abenteuerlichen Umrechnungstabellen des englischen Systems in FCI-Auswertungen, die kursieren, weichen die Erkenntnisse der „Hartung Schule“ diesbezüglich auf. Es ist schwer einem Hundebesitzer zu erklären, wieso achtmonatige junge Hunde nicht mehr auf die Beine kommen!

 

Und dann gibt es die für die Zucht „harmloseren“ Erbkrankheiten, da monogen und mit der Möglichkeit sie zu testen: zum Beispiel CLAD und PRA. Endlich gab es die lang ersehnten Tests, aber auch zwei neue Erbkrankheiten.

 

CLAD hat unsere Zucht nur leicht gestreift, ohne erhebliche Schäden zu hinterlassen. Die rcd1 PRA (die Erblindung im Welpenalter) ist Dank der schon länger existierenden Tests und Augenuntersuchungen bei uns nicht mehr in der Zucht. Mit der Bekämpfung dieser Erbkrankheit hatten die Engländer schon weit vor den ersten DNA-Tests mit gezielten Testkreuzungen begonnen. Die rcd4 PRA Form wirbelt nun aber europaweit die Zucht durcheinander.

 

Es ist beruhigend zu wissen, dass spätestens nach ein oder zwei Generationen ein monogener Erbdefekt, für den es einen Test gibt, Geschichte ist.

 

Unser Weg richtig: 1. testen, 2. nur Verpaarungen der befallenen Hunde oder der Träger mit einem freien Partner, um auf diese Weise keine befallenen Hunde mehr zu züchten.

 

Was mich stutzig macht, sind die Zahlen der veröffentlichten Testergebnisse.

 

Beim Kennel Club waren Ende 2011 ungefähr 300 Hunde getestet. Den Angaben entsprechend waren genau die Hälfte der getesteten Hunde Träger. Relativ klein ist die Anzahl der „befallenen Hunde“. In den Niederlanden und Belgien, bei geringerer Anzahl der getesteten Hunde, ist das Verhältnis ähnlich.

 

Leider hat das Labor bereits einzelne Auswertungsfehler eingeräumt, dies ist nicht unbedingt vertrauensfördernd.

 

Ginge man davon aus, dass alle als Träger getesteten Rüden, die die Hälfte aller bis jetzt getesteten Hunde ausmachen, nicht mehr in der Zucht eingesetzt würden und alle befallenen Hunde zurückgestellt werden - wahrscheinlich größtenteils die übliche Praxis, wenn auch nicht zwingend notwendig - würde uns fast 40% unseres Genpools verloren gehen.

 

Das ist für unsere kleine Zuchtpopulation enorm.

 

Vor einigen Monaten erhielt ich einen Fragebogen vom Irish Setter Breeders Club, auftretende Erbkrankheiten beim Irish Setter betreffend.

 

Ich glaubte bis jetzt in diesem Bereich alles zu kennen. Ich konnte feststellen, dass die Setterzucht in Deutschland meines Wissens glücklicherweise von vielen Erbkrankheiten nicht tangiert ist, die diese wenig erfreuliche Liste aufweist.

 

Wie wird es mit der Zuchtbasis aussehen, wenn der nächste Test kommt und der übernächste? Und diese werden kommen, denn die privaten Testlabors arbeiten gewinnorientiert.

 

Anfangs hatte ich vermutet, dass nur die Formzucht von rcd4 PRA betroffen ist. In der Zwischenzeit werden immer mehr Hunde getestet, die auf reine Leistungslinien zurückgehen (ähnlich wie bei CLAD). Also ist auch hier der gesamte Genpool unserer Rasse betroffen.

 

Wenn man durch Stammbaumanalyse die zwei Zuchtrichtungen verfolgt, kann man feststellen, dass in der Formzucht die ersten Wendover-Linien (vor mehr als 50 Jahren) schon davon betroffen waren und von der Leistungszucht weiß man angeblich, dass die Vorläufer der Moanruad-Linien ebenfalls mit dem Problem behaftet waren.

 

Wieso also erst heute der Wirbel? Weil es einen Test gibt?

 

Es muss auch die ketzerische Frage erlaubt sein, ob diese Krankheit nicht auch zahlreiche andere Rassen betrifft? Es begann mit dem Gordon Setter, jetzt sind die Roten dran, die Rot- Weißen sind angeblich auch betroffen und was folgt dann?

 

Das englische Labor ist gut ausgelastet.

 

Trotzdem gibt es für uns kein Zurück. Es geht nur darum, wie wir mit der Sache umgehen.

 

Ich hoffe für unsere Rasse, dass wir wir nicht voreilig handeln und „das Kind mit dem Bade ausschütten“. Dass wir nicht PRA „ausrotten“ und durch die Einengung des Genpools HD, Epilepsie, MO und andere Erbkrankheiten anreichern.

 

Dann würden wir uns durch unseren Umgang mit wissenschaftlichen Ergebnissen einen „Bärendienst“ erweisen.

 

Der Sachverstand des Züchters ist gefragt wie noch nie und kann nicht durch wissenschaftliche Tests ersetzt werden. Eine eigene bewährte Linie, die man kennt, aufgeben, da Träger vorhanden sind und rcd 4-freie, vielleicht mit anderen - momentan noch nicht testbaren - Erbkrankheiten belastete, Tiere einkaufen, wäre die falsche Entscheidung.(Verfährt man beim nächsten Test dann wieder so?)

 

Doch gerade das scheint das Allheilmittel für manche zu sein, die sich von Dilettanten, die in verschiedenen Internet-Foren die Hysterie schüren, „einheizen“ lassen.

 

Abschließend sei eine hypothetische Frage erlaubt: Was wäre, wenn wir die Perfektionsanforderungen von den Hunden auf uns Menschen übertrugen???

 

 

 

 

 

Objektivität und Transparenz bei der Beurteilung des Irish-Setters im Ausstellungsring

 

             

                                                                          Hazel

 

Stellt man einem Richter die Frage, was ein Kollege unbedingt an Voraussetzungen mitbringen muss, so hört man als erste Antwort:  Eine gute Kenntnis des Rassestandards.

 

 

Mit dem Rassestandard des Irish Setters wird es uns leider nicht immer leicht gemacht, da manche Passagen etwas schwammig formuliert und deshalb schwer nachvollziehbar sind. Dennoch muss man sagen, dass er genug Möglichkeiten bietet um eine recht objektive Beurteilung zu erstellen.

                                                   

                                                   

                                          Floyd

 

 

 

Beim Richten liegen die Stärken und die Schwächen im  Detail.

 

 

 

Zum Beispiel: ovaler Oberkopf, das heißt, kein „Dreieckskopf“; Lefzen nicht lose herabhängend - wie gerne sehen manche Richter diesen „überquadratischen“ Fang?  ; gute Kopfparallelen – ist bei vielen, besonders ausländischen Richtern, zur Nebensächlichkeit geworden. Das dunkle Auge, das stets ein Muss war, wird in den helleren Schattierungen häufig genauso akzeptiert. Der sehr flache Kopf mit wenig ausgeprägtem Stopp darf nicht toleriert werden, da er einen setteruntypischen Ausdruck hervorruft und dem Standard widerspricht.

 

 

 

Meines Erachtens ist die zurückliegende Schulter ein wichtiges Kriterium,  das manchmal einfach ignoriert wird. Dafür kann jeder Anfänger im Ring aber eine gut gewinkelte bis überwinkelte Hinterhand erkennen. Dass die Winkelungen vorne und hinten zusammen passen müssen, bleibt häufig außer Acht. Der Wunsch nach einem Irish Setter mit der Haarkleidlänge eines Afghanen ist nach dem Standard nicht gerechtfertigt – „ausreichend behaart um eine Befransung zu bilden“ ist gefordert. Das Haarkleid muss kastanienfarben sein, daran geht kein Weg vorbei.

 

 

 

Häufig werden die Pfoten unserer Hunde einfach übersehen und breite, durchgetretene grobe Füße akzeptiert. Der Standard verlangt aber kleine, kräftige Pfoten. 

 

 

 

Zurzeit richtet sich das Hauptaugenmerk jedoch auf die Größe. Ich werde keinen dazu animieren die Größe zu ignorieren. Sie ist wie die anderen Kriterien eine Komponente des Standards. Wir alle wollen keine mahagonifarbenen Bernhardiner, aber die gegenwärtige Hysterie geht mir entschieden zu weit. Schließlich sind wir ein Zuchtverein, der seine Zuchtpopulation insgesamt vor Augen haben muss.

 

 

 

Ich habe in England Ausstellungen erlebt, wo die Bewegung der Hunde zur größten Nebensächlichkeit degradiert wurde. Ich habe aber auch Miss Sybill Lennox, eine Frau Gelderen-Parker oder einen Dr. Wilfried Peper im Ring erlebt, die ein hervorragendes Auge für den Bewegungsablauf eines Irish Setters zeigten. Ein Richter ist verpflichtet  die größte Sorgfalt walten zu lassen, da gerade durch die Bewegung Mängel im Körperbau sichtbar werden.

 

                        

                                                                                Miles

 

 

 

Mit sehr viel Verwunderung lese ich meine Anmerkungen das Richten betreffend, die ich vor einigen Jahren verfasst habe.

 

Es hat sich vieles verändert:

 

Die einstige Zuchtschau (ein Ort zur Vorstellung von Zuchthunden) nennt sich jetzt Show.

Dieses Wort sagt eigentlich alles.